Im Barchetsee bei Oberneunforn TG wurde 2007 der Ägypter Karm Ahmed tot aufgefunden. 16 Jahre später müssen sich nun die beiden mutmasslichen Täter wegen Mordes vor dem Bezirksgericht Frauenfeld verantworten.
Ein Anruf aus einer Telefonkabine, ein altes Handy in einem verlassenen Auto, ein Mord im Auftrag der Ehefrau und ein toter 27-Jähriger mit einem Betonklotz im See versenkt: Der «Fall Barchetsee» liest sich wie ein Krimi.
Am 13. Dezember 2007 wurde im Barchetsee bei Oberneunforn TG die Leiche des 27-jährigen Ägypters Karm Ahmed geborgen. Vor rund sechs Jahren wurde das Verfahren im Rahmen einer Cold-Case-Aufarbeitung erneut aufgerollt. Staatsanwaltschaft und Kantonspolizei führten in der Folge umfangreiche Ermittlungen durch und setzten dabei unter anderem verdeckte Ermittler, Observationen und weitere technische Überwachungen ein.
2022 ersuchte die Kantonspolizei Thurgau die Bevölkerung in der Fernsehsendung «Aktenzeichen XY… ungelöst» nach weiteren Hinweisen. Nach mehrjähriger intensiver Ermittlungsarbeit konnten im August 2022 ein 62-jähriger Schweizer und ein 58-jähriger Italiener festgenommen werden. Ab Ende Februar müssen sich nun die beiden mutmasslichen Täter wegen Mordes vor Gericht in Frauenfeld verantworten.
Das ist 2007 passiert
Was war passiert? Am 10. Dezember 2007 besuchte Karm Ahmed mit Freunden ein Restaurant in Schaffhausen. Gegen 21.34 Uhr erhielt er einen Anruf von einer öffentlichen Telefonkabine. Anschliessend verliess der 27-Jährige das Restaurant fluchtartig. Gegenüber seinen Freunden sagte er, dass ihn seine Frau angerufen habe.
2007 wurde Karm Ahmed (27) tot im Barchetsee bei Oberneunforn TG aufgefunden.
Beim Pinkeln erschossen
Den beiden Beschuldigten wird vorgeworfen, im Auftrag oder zumindest im Wissen von Ahmeds Ehefrau diesen mittels Anruf an den späteren Tatort, einen Waldrand in der Nähe von Frauenfeld, gelockt zu haben. Nachdem sich das Opfer im Verlaufe des Treffens umgedreht hatte, um an einen Baum zu urinieren, schoss ihm der heute 58-jährige Italiener auf Anweisung des 62-jährigen Schweizers von hinten in den Rücken.
War die Tat geplant?
Das Opfer wurde von mehreren Schüssen getroffen und versuchte zu flüchten, brach aber nach rund 20 Metern zusammen. Daraufhin habe der Schweizer dem am Boden liegenden Karm Ahmed gezielt in den Kopf geschossen und ihn dabei tödlich verletzt. Anschliessend luden sie die in Plastikfolie gewickelte Leiche in ein Auto und fuhren nach Oberneunforn. Dort angekommen, legten sie dem Opfer eine 31 Kilo schwere und bereits vorbereitete Betonplatte auf den Bauch und befestigten sie mit Seilen und einem Spanngurt. Den Körper warfen sie mitsamt Betonplatte in den Barchetsee. Am 13. Dezember wurde dann die Leiche auf dem Seegrund gefunden.
Die Thurgauer Staatsanwaltschaft wirft den beiden Beschuldigten vor, die Tat und die Tötung des Ägypters gemeinsam mit dessen inzwischen verstorbener Ehefrau «von langer Hand und akribisch» geplant zu haben. So sollen sie eigens dafür beschaffte Zweitnummern organisiert haben. Die benutzte Betonplatte, die zuvor in Deutschland als Sperrmüll entsorgt worden war, hatten sie bereits rund zwei Monate vor der Tat mitgenommen.
Das Opfer wurde seiner Ehefrau lästig
Laut der Staatsanwaltschaft töteten die Männer Karm Ahmed, weil das Opfer «seiner Ehefrau lästig wurde». Zudem soll die Heirat nur zur Erlangung einer Aufenthaltsbewilligung erfolgt sein. Der 27-Jährige soll seine Ehefrau wiederholt tätlich angegriffen und geschlagen haben.
Die inzwischen verstorbene Ehefrau gab gegenüber ihrer Tochter an, sie habe etwas unternehmen müssen, um ihre Familie zu schützen. «Dies tat sie, indem sie die Beschuldigten mit der Tötung ihres Ehemannes beauftragte», heisst es in der Anklage weiter. Dem Schweizer sei der Auftrag gelegen gekommen, da ihm das Opfer eine geringe Summe Geld schuldete.
Beschuldigte handelten «aus purem Egoismus»
Die Beschuldigten hätten Karm Ahmed planmässig unter falschem Vorwand unter Ausnützung eines Vertrauensverhältnisses an den späteren Tatort gelockt, in der Absicht, diesen kaltblütig zu töten. «Indem sie ihm von hinten in den Rücken schossen und ihn anschliessend mit einem gezielten Kopfschuss exekutierten, handelten sie aus purem Egoismus und extremer Geringschätzung des Lebens», so die Staatsanwaltschaft.
Karm Ahmeds Auto wurde am 25. Dezember 2007 beim Parkplatz vom Restaurant zum alten Schützenhaus an der Rietstrasse in Schaffhausen gefunden.
Sie hätten aus einem besonders skrupellosen Beweggrund getötet, der die Tat in ihrer Gesamtheit «zu einem rein egoistischen, berechneten, grausamen und skrupellosen Akt verkommen lässt».
Die geforderten Anträge für die beiden Beschuldigten werden anlässlich der Hauptverhandlung gestellt. Es gilt die Unschuldsvermutung. Für die Verhandlung sind insgesamt vier Tage angesetzt, das Urteil soll am 4. März verkündet werden. 20 Minuten berichtet ab Montag live.
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