AfD-Wirtschaftsprogramm fordert das, „was deutsche Wettbewerbsvorteile zunichtemacht“

„Ziemlich unausgegoren“, „widersprüchlich“ oder gefährlich – mehrere Ökonomen haben sich das Wirtschaftsprogramm der AfD und die Dexit-Pläne genauer angeschaut. Für sie käme der Ausstieg aus dem Euro oder EU der „Vernichtung des deutschen Wohlstandes“ gleich.

afd-wirtschaftsprogramm fordert das, „was deutsche wettbewerbsvorteile zunichtemacht“

Der Leiter des ifo-Instituts: Clemens Fuest picture alliance/SVEN SIMON/Frank Hoermann

Mehrere deutsche Ökonomen haben die wirtschaftspolitischen Ziele der AfD als widersinnig und gefährlich kritisiert. „Die AfD wirft populistische, aber zu kurz gedachte Ansätze in eine Suppe, in der sie miteinander schwimmen, aber nicht zueinander passen“, sagte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Moritz Schularick, dem „Spiegel“.

Der Chef des Münchner ifo-Instituts, Clemens Fuest, sagte dem Magazin, die rechtspopulistische AfD setze auf Abschottung und Autarkie, „was deutsche Wettbewerbsvorteile zunichtemacht“. Diese Politik stehe „in diametralem Widerspruch zu der tiefen Integration Deutschlands in die Weltwirtschaft“.

Der frühere Wirtschaftsweise Lars Feld warnte vor dem AfD-Plan, in Europa zu nationalen Währungen zurückzukehren. „Ein Ausstieg aus dem Euro oder gar der Europäischen Union wäre ein Programm zur Vernichtung des deutschen Wohlstandes“, sagte Feld dem „Spiegel“.

„Die AfD hat den Ruf einer Kleine-Leute-Partei, aber das ist sie nicht“, sagte Holger Stichnoth vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung. Er hat die finanziellen Effekte wichtiger AfD-Forderungen zur Bundestagswahl 2021 berechnet. „An den Zahlen sieht man klar, wer davon profitiert – die Besserverdiener“, betonte der Forscher.

Der Wirtschaftsweise Martin Werding bezeichnete die Rentenpläne der AfD als „ziemlich unausgegoren und offensichtlich widersprüchlich“. Die Partei habe keine Lösung für die Finanzierungsprobleme, „die wir bis 2035 durch den Eintritt der Babyboomer in der Rente haben“.

Der frühere Leiter des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), Simon Jäger, warnte, die Politik der AfD könne potenzielle Zuwanderer abschrecken. Deutschland sei aber auf „qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland“ angewiesen.

Zuletzt hatten Enthüllungen des Recherchenetzwerks Correctiv über ein Geheimtreffen von AfD-Politikern, Rechtsextremisten und Unternehmern für Empörung gesorgt. Dabei soll über die Vertreibung von Millionen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte beraten worden sein. Die Enthüllungen waren Auslöser für bundesweite Massenproteste gegen Rechtsextremismus.

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